Philosophisches zur Theorie der Gestalttherapie – Aus der Schreibwerkstatt

Paul Goodman und Emmanuel Levinas

Zu Beginn ein Zitat aus „Spur des Anderen“ von Emmanuel Levinas:

“ Die abendländische Philosophie fällt mit der Enthüllung des Anderen zusammen; dabei verliert das Andere, das sich als Sein manifestiert, seine Andersheit. Von ihrem Beginn an ist die Philosophie vom Entsetzen vor dem Anderen, das Anderes bleibt, ergriffen, von einer unüberwindbaren Allergie. Aus diesem Grund ist sie wesentlich Philosophie des Seins, ist Seinsverständnis ihr letztes Wort und die fundamentale Struktur des Menschen. Aus diesem Grund wird sie Philosophie der Immanenz und der Autonomie oder Atheismus. Von Aristoteles bis Leibniz über die Scholastiker ist der Gott der Philosophen ein der Vernunft entsprechender Gott ….“

Levinas kehrt das aristotelische Denken, das  Thomas von Aquin  für die  abendländische Philosophie rezipiert hat, radikal um.  Laura Perls schreibt in Leben an der Grenze: „Kontakt ist ein Grenzphänomen zwischen Organismus und Umwelt. Es ist das Anerkennen und Umgehen mit dem anderen, dem Nicht-Ich, dem Verschiedenartigen, dem Fremden“. Paul Goodman hat mit Thomas von Aquins Auslegung aristotelischer Psychologie (Die Nahrung der Seele) wesentlich zur Theoriebildung der Gestalttherapie beigetragen. Stefan Blankertz forscht und schreibt dazu in „Gestalt begreifen“. Dieses Blog ist eine Lesart Laura Perls mit Levinasschem Blick auf Kontakt.  Kontakt ist ein zentrales Anliegen, wenn nicht  der Kern der Gestalttherapie. Meines Erachtens ist Haltung, Absicht, Intention, wie dieser Kontakt gestaltet wird, von Bedeutung. Meine ich, der  Andere ist mir letztlich gleich? Mache ich ihn mir gleich?  Kann ich ihn verstehen? Oder gibt es einen radikalen Respekt vor der Anderheit des Anderen? Kann ich mit Differenz leben? Wie ist das möglich? Kann ich die andere Meinung, Perspektive der Anderen hören, ohne sie ändern zu wollen? Gibt es in meinem Denken ein sowohl als auch ? Oder habe ich es lieber eindeutig? Wenn es schwierig wird Im konkreten beruflichen wie privaten Alltag merken wir oft erst, dass wir gefordert sind, neue Wege zu gehen. Der Levinassche Weg, auf dem sich griechisches und hebräisches Denken trifft, geht einen radikal anderen.

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